HARTMANN Symposium beim Freiburger Infektions- und Hygienekongress 2022 zur manuellen Aufbereitung transvaginaler Ultraschallsonden

30.11.2022

Damit Patientinnen in gynäkologischen und geburtshilflichen Einrichtungen keinem Infektionsrisiko ausgesetzt werden, müssen Geräte wie transvaginale Ultraschallsonden (TVUS) nach jeder Verwendung ordnungsgemäß aufbereitet werden [1]. Dies stellt Praxen und Kliniken derzeit vor große Herausforderungen, denn die nun offizielle Forderung nach (teil-)maschineller Aufbereitung [2, 3] und der Wunsch vieler Einrichtungen nach manueller Wischdesinfektion passen nicht zusammen. Beim diesjährigen Freiburger Infektiologie- und Hygienekongress im Oktober 2022 veranstalteten HARTMANN und das HARTMANN SCIENCE CENTER (HSC) deshalb ein Mittagssymposium unter dem Motto „Lanzenbruch für die manuelle Aufbereitung transvaginaler Ultraschallsonden – to wipe or not to wipe?“. Moderiert von Dr. Heide Niesalla, Direktorin des HSC, hörten die Teilnehmenden im vollbesetzten Saal zwei spannende Vorträge zum Thema, die zum Diskutieren anregten.

Zeitlicher und finanzieller Spielraum in der gynäkologischen Praxis gering

Im ersten Vortrag gab Dr. Andreas Pfeiffer, niedergelassener Gynäkologe in Rostock sowie Bezirksvorsitzender Mecklenburg Ost und Mitglied der AG Hygiene im Berufsverband der Frauenärzte (BVF), zunächst einen Überblick über die rechtlichen Anforderungen an die Aufbereitung von TVUS. Gleich darauf verdeutlichte er die Rahmenbedingungen einer konservativen gynäkologischen Praxis, die pro Termin etwa 10-15 min vorsieht und ca. 15-20 transvaginale Sonografien pro Tag durchführt. Anschließend stellte er maschinelle Desinfektion, Tauchdesinfektion und Wischdesinfektion vor, wodurch schnell deutlich wurde, weshalb die Forderung nach einer maschinellen Desinfektion aus Zeit- und Kostengründen nicht praxisnah ist und sich die Tauchdesinfektion im gynäkologischen Alltag ebenfalls wenig eignet. Auch die AG Hygiene des BVF, die gemeinsam mit weiteren betroffenen Berufsverbänden eine Stellungnahme veröffentlichte [4], sieht die derzeitige Diskussion um die manuelle Aufbereitung als problematisch an.

Praxisnahes Prüfverfahren für die manuelle Wischdesinfektion mit vorgetränkten Tüchern adaptiert

Als zweite Referentin trat Dr. Erika Mönch, Leiterin der Mikrobiologie von BODE Chemie GmbH für das HARTMANN SCIENCE CENTER, vor das Mikrofon. Durch die Vorstellung der Anforderungen an Wirkspektrum und Prüfmethoden zur Aufbereitung semikritischer Medizinprodukte wie TVUS leitete sie her, wie man diese auf die manuelle Aufbereitung übertragen kann. Anschließend stellte sie die In-vitro Validierung eines praxisnahen Wischdesinfektionsverfahrens für TVUS mittels Mikrobac® Virucidal Tissues vor [5], das sie in enger Zusammenarbeit mit dem Dr. Brill + Partner GmbH Institut für Hygiene und Mikrobiologie entwickelt hat. Dabei betonte sie, dass es selbstverständlich nicht mit einem einfachen „Darüberwischen“ getan sei, sondern erst die Festlegung von Wischdauer, Tücherzahl und Vorgehensweise das Verfahren validierbar und somit als Unterstützung für die Praxis tauglich mache. Die Studie wird in der Dezemberausgabe von Hygiene & Medizin veröffentlicht und zeigt, dass die standardisierte Wischdesinfektion bei Einhaltung der Vorgaben die Testkeime ausreichend reduziert [5].

Sie haben das Symposium verpasst, würden aber gern einen Blick in die Vorträge werfen? Wir stellen Ihnen die PDFs beider Vorträge gern nachträglich zur Verfügung. Schreiben Sie uns einfach eine Email an [email protected]


Biozidprodukte vorsichtig verwenden. Vor Gebrauch stets Etikett und Produktinformationen lesen.

Quellen:

  1. Arbeitsgruppe „Angewandte Desinfektion“ der Desinfektionsmittel-Kommission im VAH (2019) Aufbereitung von Ultraschallsonden mit Schleimhautkontakt. Hyg Med;44: 9–18. https://vah-online.de/files/download/vah-mitteilungen/VAH_Sonden_HM_1-2_19.pdf (abgerufen am 22.11.2022)
  2. Robert Koch-Institut (2020) Aufbereitung von Medizinprodukten. Zur Frage der Validierbarkeit der abschließenden Desinfektion von semikritischen Medizinprodukten mittels Wischtüchern. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Aufb_MedProd/Aufb_MedProd.html (abgerufen am 22.11.2022)
  3. Für Medizinprodukte zuständige Oberste Landesbehörden (AGMP), Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und Robert Koch-Institut (RKI) (2021) Validierung der abschließenden Desinfektion von semikritischen Medizinprodukten mittels Wischdesinfektion. Epidemiol Bull;44: 13–15. https://edoc.rki.de/handle/176904/8961 (abgerufen am 22.11.2022)
  4. Stellungnahme der Berufsverbände „BVF“, „BRZ“ und „BvDU“ zur Wischdesinfektion von Endosonden (30.05.2022) https://urologie-gestalten.de/blog/wischdesinfektion-zur-desinfektion-der-endosonden-untersagt/ (abgerufen am 22.11.2022)
  5. Mönch E et al. (2022) Hyg Med; 47(12): D111-D120. Der vollständige Artikel kann seit dem 13.12.2022 hier abgerufen werden.

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