Flächenreinigung

Risikobewertung von Flächen in Gesundheitseinrichtungen

Essenziell für die richtige Reinigung und Desinfektion
4/19/2022

Flächen in Gesundheitseinrichtungen stellen ein beträchtliches Risiko für die Verbreitung nosokomialer Infektionen dar, denn etliche klinisch relevante Erreger besitzen die Fähigkeit, lange auf Oberflächen zu überdauern. So können C. difficile-Sporen bis zu 5 Monate auf unbelebten Oberflächen persistieren. Für Klebsiellen wurden sogar Überdauerungszeiten von über 30 Monaten beschrieben [1]. Werden solche kontaminierten Oberflächen nicht ordnungsgemäß gereinigt und desinfiziert, besteht für Patient/innen sowie Personal eine erhöhte Infektionsgefahr. Für eine effektive Reinigung und Desinfektion von Oberflächen in Gesundheitseinrichtungen ist die Risikobewertung eine Grundvoraussetzung. Diese ist auch notwendig, damit Kliniken der neuen Norm DIN 13063 zur Krankenhausreinigung [2] gerecht werden.

Eine leicht verständliche Übersicht mit praktischen Empfehlungen zur routinemäßigen Reinigung und Desinfektion von Flächen im Gesundheitswesen bietet außerdem der 2021 im Journal of Hospital Infection erschienene Artikel von Professor Ojan Assadian et al., welcher unter anderem auch das Thema Risikobewertung behandelt [3].

Die drei Eckpfeiler der Risikobewertung

Um die Risikobewertung von Flächen vorzunehmen, spielen drei eng miteinander verknüpfte Eckpfeiler eine wesentliche Rolle [3–5] (s. Abbildung):

1. Risikoprofil der Patient/innen: Welche Patient/innen könnten mit den Oberflächen in Kontakt kommen? Sind es weniger anfällige Patient/innen auf der Allgemeinstation oder handelt es sich um stärker anfällige Intensivpatient/innen mit kritischen Erkrankungen?

2. Risikoprofil der Oberfläche: Welche Gefahrbesteht, dass die Oberfläche mit klinisch relevanten Pathogenen verunreinigt wird und sich jemand damit infiziert? Handelt es sich um die Wände in der Cafeteria (Niedrigrisikobereich) oder um einen Nachttisch auf der Intensivstation (Hochrisikobereich)? Kommen die Oberflächen nur mit intakter Haut in Berührung z.B. Lichtschalter, nicht-kritische Oberfläche oder mit Blut und Schleimhäuten (z.B. Katheter, kritische Oberfläche)? Werden sie häufig berührt (High-touch-Oberfläche, z.B. Türgriff) oder eher selten (Low-touch-Oberfläche, z.B. Deckenlampe)?

3. Risikoprofil des Erregers: Was ist über den möglichen Erreger bekannt? Wie muss das Zimmer eines Patienten/einer Patientin gereinigt werden, bei dem/der eine Infektion mit einem multiresistenten und/oderhochansteckenden Keim bekannt ist oder handelt es sich um die routinemäßige Reinigung des Bodens in der Eingangshalle des Krankenhauses?

Maßnahmen regeln Routine- sowie gezielte Reinigung und Desinfektion

Die Risikobewertung sollte idealerweise für alle Bereiche bzw. Oberflächen der Klinik vorgenommen werden. Sie gibt vor, welche Flächen auf welche Art und wie häufig gereinigt und desinfiziert werden müssen, sowohl im Rahmen der regelmäßigen Routine als auch als gezielte Maßnahme beispielsweise nach einer Kontamination. So kann das Risiko nosokomialer Infektionen so gering wie möglich gehalten werden. Mit Hilfe dieser Festlegung können außerdem Leistungsverzeichnisse für das Personal erstellt werden, die auch das Schnittstellen-Management erleichtern und die Frage klären, wer für welche Flächen zuständig ist.

Quellen:

  1. Kramer A et al. (2006) How long do nosocomial pathogens persist on inanimate surfaces? A systematic review. BMC Infect Dis 6: 130.
  2. DIN 13063:2021-09. Krankenhausreinigung - Anforderungen an die Reinigung und desinfizierende Reinigung in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen.
  3. Assadian O et al. (2021) Practical recommendations for routine cleaning and disinfection procedures in healthcare institutions: a narrative review. J Hosp Infect 113: 104–114.
  4. Centers for Disease Control and Prevention. Appendix A: Risk assessment. Atlanta, GA: CDC. Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/hai/prevent/resource-limited/risk-assessment.html. [abgerufen am 06.01.2022]
  5. KRINKO (2004) Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen. Bundesgesundheitsbl 47: 51–61.

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