Glossar

Propanol

Was sind Propanole?

Propanole sind wasserlösliche aliphatische Alkohole mit drei Kohlenstoffatomen. Sie kommen in zwei unterschiedlichen Molekülformen (Isomere) vor. Dieser strukturelle Unterschied bedingt letztlich die verschiedenen chemisch-physikalischen Eigenschaften der beiden Propanol-Formen, bei denen es sich um farblose, leicht flüchtige und brennbare Flüssigkeiten handelt [1]. Propanole sind rasch wirksam gegen verschiedene Erreger [2]. Außerdem sind sie für Menschen bei der Anwendung auf der Haut gut verträglich. Aus diesen Gründen werden sie als Bestandteile von Hände-Desinfektionsmitteln verwendet [3].

Wirksamkeit

Grundsätzlich sollte bei generellen Aussagen zur Wirksamkeit bedacht werden: Hände-Desinfektionsmittel enthalten neben den alkoholischen Wirkstoffen weitere Inhaltsstoffe (z. B. für eine bessere Hautverträglichkeit). Diese können die Wirksamkeit beeinflussen. Ohne eine Testung (nach vorgegebenen Testverfahren an vorgeschriebenen Testorganismen) ist es daher nicht möglich, die exakte Wirksamkeit einer Desinfektionsmittel-Rezeptur gegen Viren, Pilze und Bakterien vorherzusagen. Das Wirkspektrum alkoholischer Desinfektionsmittel beinhaltet, in Abhängigkeit von der jeweiligen Zusammensetzung, Bakterien, Pilze und einige Viren [2]. Innerhalb der Alkohole steigt in Bezug auf die residente Hautflora die bakterizide Wirksamkeit mit steigender Konzentration [4]

Aufnahme über die Haut?

Sowohl die beiden Propanole als auch Ethanol werden bei intakter Haut nur in geringem Maße über die Haut resorbiert [5]. Eine Gefahr für die Gesundheit besteht dadurch nicht. Es kann allerdings vorkommen, dass nach Durchführung einer Händedesinfektion Ethylglucuronid als Abstinenzmarker im Urin gemessen werden kann [5].

Chemie

Die Summenformel der beiden Isomere lautet C3H8O. Bei 1-Propanol (auch n-Propanol) ist die für Alkohole typische OH-Gruppe an einem endständigen C-Atom gebunden, bei 2-Propanol (auch Iso-Propanol oder Iso-Propylalkohol) an das mittlere C-Atom (s. Abb.1) [1]. Die antimikrobielle Wirkung von Alkoholen beruht auf ihrer Fähigkeit, die Struktur von Proteinen (Eiweißen) unspezifisch zu verändern [6]. Die Alkoholmoleküle schädigen die äußere Zellmembran, dringen in das Zytoplasma ein und zerstören die innere Struktur der Zellmoleküle als auch der Proteine des Zytoplasmas. Dieser Denaturierung genannte Vorgang und die Koagulation von Enzymen führen zu einem Verlust der zellulären Aktivität und schließlich zum Zelltod [7].
Abbildung 1: Chemische Strukturformeln der zwei verschiedenen Propanole. Die Buchstaben stehen dabei für die jeweiligen Atome: H = Wasserstoff, C = Kohlenstoff und O = Sauerstoff. Die Striche zwischen den Atomen symbolisieren chemische Bindungen.

Referenzen:



1. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. Lexikon der Chemie. (www.spektrum.de/lexikon/chemie/)

2. Kramer A et al. (Hrsg.). Krankenhaus- und Praxishygiene, 2016. S. 32.

3. Kampf G und Kramer A. Clin Microbiol Rev. 2004 Oct; 17 (4): 863-93.

4. KRINKO (2016) Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Bundesgesundheitsbl 59:1189-1220.

5. AWMF (2016) Händedesinfektion und Händehygiene HygMed 2016; 41 (10); 254-270

6. WHO (2009) WHO Guidelines on Hand Hygiene in Health Care.

7. Kramer A und Assadian O (Hrsg.) Wallhäußers Praxis der Sterilisation, Desinfektion, Antiseptik und Konservierung, 2008, S. 643-669.

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