Streptococcus pyogenes showing beta-hemolysis on blood agar plate Streptococcus pyogenes showing beta-hemolysis on blood agar plate

Aktueller Anstieg von Streptokokken-Infektionen in Japan

23.04.2024

Was es damit auf sich hat und welche Präventionsmaßnahmen schützen

Das sogenannte toxische Schocksyndrom (TSS) ist seit den 1970er Jahren bekannt und wird u. a. durch Toxin-bildende Streptokokken der Gruppe A – vornehmlich Streptococcus pyogenesverursacht [1, 2]. Im Anfangsstadium treten oft erkältungsähnliche Symptome wie Halsschmerzen auf, die sich in seltenen Fällen zu einer Lungenentzündung oder Meningitis und in schwersten Fällen zu Organversagen und Nekrosen ausweiten können [1, 2]. TSS tritt weltweit kontinuierlich in niedrigen Fallzahlen auf. Allerdings wird seit Anfang des Jahres eine regionale Häufung in Japan beobachtet [2].

Wo sind gehäuft Infektionen aufgetreten?

Ein Anstieg von TSS bzw. Infektionen mit invasiven Gruppe-A-Streptokokken (iGAS) wie derzeit in Japan ist jedoch kein Einzelfall. Auch in Großbritannien traten Ende 2022 147 Fälle bei Kindern unter 15 Jahren auf, von denen die Hälfte verstarb [3]. In Australien wurde zwischen 2018 und 2022 von insgesamt 280 Fällen bei Kindern berichtet, wobei die Sterberate hier bei nur 1 % lag. Die meisten Fälle traten ebenfalls in der post-pandemischen Phase Mitte/Ende 2022 auf [4]. Ähnliche Ergebnisse liegen aus den Niederlanden vor, wo zwischen Mitte 2021 und Mitte 2022 ebenso mehr Kinder daran erkrankten als in den Jahren vor der COVID-19-Pandemie [5]. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) verzeichnete für Deutschland besonders Ende 2022/Anfang 2023einen Anstieg an iGAS-Infektionen, der vor allem die invasiven Isolate betrifft [6].

Was verursacht den Anstieg von TSS und iGAS?

Die Hintergründe für das gehäufte Auftreten scheinen vielfältig zu sein und umfassen vermutlich Umwelt-, Populations- und mikrobielle Faktoren [4]. Dazu zählen u. a. die Kontaktbeschränkungen während der COVID-19-Pandemie und eine damit geringere Immunität gegenüber S. pyogenes,die post-pandemisch nachlassende Händehygiene, eine höhere Virulenz bestimmter Bakterienstämme sowie die verstärkte Zirkulation viraler Atemwegserreger, die bakteriellen Sekundärinfektionen den Weg ebnen können [4, 5].Auch wenn ähnliche Berichte aus verschiedenen Ländern der Nord- sowie Südhalbkugel vorliegen, scheinen die Häufungen von iGASbisher auf die jeweilige Region beschränkt zu sein. Dennoch können sich hochvirulente Streptokokken-Stämme theoretisch weiter überregional ausbreiten. Während in ressourcenarmen Gebieten schon länger eine dauerhafte Häufung von iGAS-Infektionen beobachtet wird, weisen Experten darauf hin, dass die Inzidenz– mit Ausnahme der Pandemiejahre 2020 und 2021 – auch in Industrieländern jährlich zunimmt [4].

Wie kann die Übertragung von Streptokokken reduziert werden?

Streptokokken werden vornehmlich durch direkten oder indirekten Kontakt mit kontaminierten Personen oder Oberflächen, seltener durch Tröpfcheninfektionen oder kontaminierte Lebensmittel bzw. Wasser übertragen. Um die Ansteckungsgefahr zu senken, empfiehlt sich u. a. eine gute Hände- sowie Flächenhygiene mit bakteriziden Desinfektionsmitteln. Geeignete HARTMANN Produkte finden Sie hier.Um Tröpfcheninfektionen zu vermeiden, können gefährdete Personen zusätzlich Masken tragen. Auch wenn derzeit verstärkt daran gearbeitet wird, ist ein Impfstoff gegen iGAS momentan noch nicht verfügbar [7].

Quellen

  1. Atchade E et al. (2024) Antibiotics (Basel) 13: 96. https://doi.org/10.3390/antibiotics13010096
  2. https://www.theguardian.com/world/2024/mar/15/japan-streptococcal-infections-rise-details (aufgerufen am 25.03.2024)
  3. Wrenn K et al. (2023) Lancet 402 Suppl 1: S93. https://doi.org/10.1016/s0140-6736(23)02095-0
  4. Abo YN et al. (2023) Lancet Reg Health West Pac 41: 100873. https://doi.org/10.1016/j.lanwpc.2023.100873
  5. van Kempen EB et al. (2023) PediatrInfect Dis J 42: e122-e124. https://doi.org/10.1097/inf.0000000000003810
  6. Robert Koch-Institut (RKI). Epidemiologisches Bulletin 12/2024. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/12_24.pdf?__blob=publicationFile (aufgerufen am 25.03.2024)
  7. Ajay Castro S, Dorfmueller HC (2023) NPJ Vaccines8:135. https://doi.org/10.1038%2Fs41541-023-00730-x

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