Asian female doctor in PPE medical suit and medical face mask in hospital with an injection vaccine and infusion drip for covid-19 or corona virus patient

Bewusster Umgang mit Handschuhen

Unter der Händedesinfektion (HD), einer der wichtigsten Maßnahmen zur Verhinderung nosokomialer Infektionen, versteht man üblicherweise die Desinfektion bloßer, nicht behandschuhter Hände [1]. Dennoch wird auch der Stellenwert der Desinfektion behandschuhter Hände (Handschuhdesinfektion) seit mehreren Jahren zunehmend diskutiert. Während das Thema anfänglich kontrovers gesehen wurde, hat sich in Deutschland inzwischen ein evidenzbasierter Pragmatismus durchgesetzt.

Desinfektion medizinischer Einmalhandschuhe: Was spricht dafür und was dagegen?

Gerade in der Notfallversorgung– z. B. bei der Wiederbelebung von Personen – entstehen Situationen, in denen medizinische Fachkräfte weder einen Handschuhwechsel noch eine ausreichend lange Händedesinfektion durchführen. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass eine gute Händehygiene, zumindest unter idealen Bedingungen, möglich sein kann [2–4]. Ein häufiger Handschuhwechsel kann Arbeitsabläufe allerdings stark unterbrechen, sodass ganze Prozesse verlängert werden. In solchen Ausnahmefällen kann die Handschuhdesinfektion durchaus vertretbar sein, wie auch die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) in ihren Empfehlungen zur Händehygiene in Gesundheitseinrichtungen vermerkt [5]. Diese Einschätzung wird von der Aktion Saubere Hände (ASH) im Positionspapier „Desinfizierbarkeit von medizinischen Untersuchungshandschuhen [6] geteilt. Dennoch sollten sich Anwenderinnen und Anwender darüber im Klaren sein, dass die Herstellerhaftung im Falle der Handschuhdesinfektion normalerweise erlischt und der Eigenverantwortung mit allen haftungsrechtlichen Konsequenzen weicht [7]. Kliniken sollten somit immer zunächst eine interne Risikobewertung vornehmen, bevor sie die Handschuhdesinfektion als probates Mittel in Ausnahmefällen befürworten.

Kompatibilität von Einmalhandschuhen und Hände-Desinfektionsmittel

HARTMANN bietet in seinem Sortiment sowohl medizinische Einmalhandschuhe als auch Hände-Desinfektionsmittel (HDM) an. Um Anwenderinnen und Anwender bei der erforderlichen Risikobewertung zu unterstützen, hat das Unternehmen Untersuchungen zur Kompatibilität zwischen Einmalhandschuhen und HDM durchgeführt. Dafür wurden die Untersuchungshandschuhe Peha-soft® nitrile fino bis zu 5-mal mit je 3 ml HDM auf Ethanol- und Propanolbasis für 30 Sekunden mittels der eigenverantwortlichen Einreibemethode konditioniert. Anschließend wurden die Handschuhe Testungen nach EN 455-2 und EN 16523-1 unterzogen, wobei Reißkraft und Quelleffekt der Norm entsprachen. Eine Permeation des HDM durch den Handschuh ist unkritisch, da unsere HDM zur Verwendung auf den Händen zugelassen sind und eine gute Hautverträglichkeit aufweisen. In Bezug auf die genannten Normen sind bei sachgemäßer Anwendung keine sicherheitsrelevanten Beeinträchtigungen zu erwarten. Da potenzielle Risiken wie Materialveränderungen und Permeation nicht allgemeingültig bewertet werden können und sowohl vom spezifischen Handschuhtyp als auch vom eingesetzten HDM abhängig sind [8], kann eine generelle Empfehlung zur Handschuhdesinfektion nicht gegeben werden. In Einzelfällen kann die Desinfektion medizinischer Einmalhandschuhe eine Alternative sein, sie ersetzt aber in keinem Fall den Handschuhwechsel bei sichtbarer Kontamination und die Händehygiene [5].

Kompatibilität von Einmalhandschuhen und Produkten zur Flächendesinfektion

Einmalhandschuhe kommen in der Praxis realistischerweise nicht nur – wie im Falle einer Handschuhdesinfektion – mit HDM in Berührung, sondern bei der Reinigung von Flächen auch mit Flächen-Desinfektionsmittel. Generell hängt die Auswahl der Handschuhe von der Tätigkeit bzw. den verwendeten Produkten zur Flächendesinfektion ab. Um den eigenen hohen Ansprüchen nachzukommen, führt HARTMANN daher momentan umfangreiche Testungen zur Kompatibilität verschiedener Produkte durch.

Handschuhnutzung und -desinfektion vor dem Aspekt der Nachhaltigkeit

Medizinische Wegwerfprodukte tragen stark zum Ressourcenverbrauch bei und gehören zu den CO2-intensivsten Produkten im Gesundheitswesen [9]. Deshalb sollte die Nutzung medizinischer Einmalhandschuhe nicht nur unter medizinischen, sondern auch unter ökologischen Aspekten betrachtet werden. Diese Analyse muss als wesentlicher Bestandteil eines ökologisch verantwortungsvollen Hygienekonzepts in Kliniken und Pflegeeinrichtungen gelten [10]. In der Praxis kennen Gesundheitsfachkräfte die Indikationen zur Handschuhnutzung nicht immer im Detail und verwenden medizinische Einmalhandschuhe teilweise in Situationen, in denen diese nicht erforderlich sind. Da eine rationale Indikationsstellung die Umweltbelastung reduzieren kann, hat die KRINKO Ende 2024 dazu einen Kommentar veröffentlicht. Dieser listet sowohl die Situationen MIT Indikation zur Handschuhnutzung (z. B. Kontakt mit Blut, Schleimhäuten oder Ausscheidungen) sowie solche OHNE Indikation (z. B. Impfen oder Blutzuckermessung) übersichtlich auf [11].

Fazit

Die Desinfektion medizinischer Einmalhandschuhe ist unter bestimmten Bedingungen zwar möglich, muss jedoch immer individuell bewertet werden. Um bewusst mit medizinischen Einmalhandschuhen umzugehen, sollten Fachkräfte gemäß der internen Risikobewertung geschult werden. Außerdem kommt es auf die Auswahl kompatibler Produkte an. Zu guter Letzt sollten auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden, ohne das Hygienekonzept der Einrichtung zu behindern.

Weitere Informationen zur Basis-Händehygiene

Download unseres Posters zur Handschuhnutzung

Quellen:

  1. World Health Organization (2009) WHO Guidelines on Hand Hygiene in Health Care (aufgerufen am 11. August 2025)
  2. Bushuven S et al. (2024) Hand hygiene in emergencies: Multiprofessional perceptions from a mixed methods based online survey in Germany. Int J Nurs Stud Adv 6: 100207.
  3. Bushuven S et al. (2023) Indications for hand and glove disinfection in Advanced Cardiovascular Life Support: A manikin simulation study. Front Med (Lausanne) 9: 1025449.
  4. Bentele M et al. (2025) Feasibility of hand disinfection in paediatric advanced life support (PALS): A simulation study. Infect Prev Pract 7: 100418.
  5. KRINKO (2016) Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Bundesgesundheitsbl 59: 1189-1220.
  6. Aktion Saubere Hände (2015) Positionspapier „Desinfizierbarkeit von medizinischen Untersuchungshandschuhen“ (aufgerufen am 11. August 2025)
  7. EU Medical Device Regulation (MDR – 2017/745). http://data.europa.eu/eli/reg/2017/745/oj (abgerufen am 26.08.2025)
  8. Scheithauer S et al. (2016) Disinfection of gloves: feasible, but pay attention to the disinfectant/glove combination. J Hosp Infect 94: 268-272.
  9. S1 Leitlinie Nachhaltigkeit in der Intensiv- und Notfallmedizin. AWMF-Registernummer 113004. (aufgerufen am 11. August 2025)
  10. Schuster M et al. (2024) Ökologische Nachhaltigkeit in der Anästhesiologie und Intensivmedizin – Aktualisierung 2024. Anästh Intensivmed 65: 541–557. (aufgerufen am 11. August 2025)
  11. Robert Koch-Institut (2024) Kommentar der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) zum indikationsgerechten Einsatz medizinischer Einmalhandschuhe im Gesundheitswesen. Epidemiol Bull 10: 3-15.(aufgerufen am 11. August 2025)

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