Hygienemaßnahmen bei HP-Viren im OP-Saal

08.12.2023

Hygienemaßnahmen bei HP-Viren im OP-Saal

Bei einer Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) können Genitalwarzen entstehen. Um diese zu entfernen, gibt es verschiedene Methoden, wobei in den letzten Jahren zunehmend Elektrokoagulation eingesetzt wird. Bei dieser Methode entstehen chirurgische Rauchgase, von denen gesundheitsschädliche Auswirkungen auf das exponierte OP-Personal ausgehen können [1]. Aber stellt chirurgischer Rauch ein zusätzliches Risiko für die Verbreitung von HP-Viren dar? Dieser Artikel gibt einen Überblick über die möglichen Auswirkungen von chirurgischem Rauch auf die Infektionsprävention.

Chirurgischer Rauch und Infektionsgefahr

Die Entstehung von chirurgischem Rauch durch Elektrokauter und Lasersysteme beruht auf dem gleichen Mechanismus. Während des Eingriffs (Schneiden, Koagulieren, Verdampfen oder Abtragen von Gewebe) werden die Zielzellen bis zum Siedepunkt erhitzt, wodurch die Membranen reißen und feine Partikel in die Umgebung freigesetzt werden [2].

Chirurgischer Rauch der bei der Entfernung von HPV-bedingten Läsionen, wie Genitalwarzen entsteht, kann HPV-DNA enthalten. Ob der Rauch aber auch lebensfähige HPV enthält, die in der Lage sind, OP-Personal zu infizieren, ist jedoch nach wie vor unbekannt [3].

So wurde bei einer Studie über die Auswirkungen von Rauchgasen im OP-Raum virale DNA auf der Nasenschleimhaut des Chirurgen nachgewiesen [4]. Über einen längeren Beobachtungszeitraum konnten hingegen keine Hinweise auf Gewebeveränderungen in der Schleimhaut des Chirurgen gefunden werden. Tatsächlich gibt es bisher nur einen Fallbericht über eine beruflich erworbene Larynxpapillome, also gutartige Tumore im Bereich des Kehlkopfes. Calero und Brusis beschreiben den Fall einer OP-Schwester, die bei der bei der Behandlung von Papillomatose chirurgischem Rauch ausgesetzt war [5]. Solche Fälle sind allerdings sehr selten, und eine erhöhte Prävalenz von HPV-bedingten Erkrankungen bei OP-Personal nach einer Exposition gegenüber chirurgischem Rauch konnte nicht überzeugend nachgewiesen werden [3].

Maßnahmen zum Schutz vor Rauch im OP-Saal

Eine Infektionsgefahr durch chirurgischen Rauch ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber auch nicht zu 100% auszuschließen. Unabhängig von der Infektionsgefahr ist die Gesundheitsgefahr durch chirurgische Rauchgase nicht zu unterschätzen, denn die Rauche bestehen aus einer Mischung von gas- und dampfförmigen sowie partikulären Schadstoffen [6]. Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen sollten daher getroffen werden.

  • Zum einen empfiehlt es sich, qualitativ hochwertigere Filtermasken (N95) zu verwenden [3].
  • Eine Rauchabsaugung, die in der Nähe (2-5 cm) der Elektrokauterisationsklinge angebracht wird, bietet zusätzliche und notwendige Sicherheit für OP-Personal und Patienten [6].
  • Zusätzlich wird empfohlen, den Abstand zwischen Absauggerät und Operationsgebiet zu verringern, da die Inzidenz des HPV-Nachweises im Rauch signifikant erhöht ist, wenn die Absaugung zu weit entfernt stattfindet [4].

Infektionen durch Oberflächen- und Händedesinfektion vorbeugen

Neben dem Schutz vor Rauch spielen Desinfektionsmaßnahmen eine wichtige Rolle für die Sicherheit von Personal und Patienten. Ein einzelnes lebensfähiges Virus auf einer Oberfläche reicht zwar nicht aus, um eine Epithelstelle durch Handübertragung zu infizieren [7], doch bei einer höheren Anzahl von HP-Viren besteht bereits ein Risiko. Daher sollte ein viruzides Händedesinfektionsmittel zum Einsatz kommen.

Eine Kontamination von Oberflächen, kann von den behandschuhten Händen des Arztes nach der Untersuchung des Patienten oder durch Patienten selbst, beispielsweise bei der Nutzung von Gemeinschaftsräumen oder Gemeinschaftstoiletten, erfolgen[7]. Die Desinfektion der patientennahen Umgebung und der Geräte mit einem vollständig viruziden Desinfektionsmittel, das gegen HPV wirksam ist, verringert das Potenzial für eine Kontamination der Umgebungsflächen mit HP-Viren.

Die Klinik sollte zudem einen Standardprozess (Standard Operating Procedures, SOP) entwickeln und schulen, der alle notwendigen Schutzmaßnahmen enthält, um einen einheitlichen Qualitätsstandard zu gewährleisten.

Quellen:

  1. Yong-zhi Z et al.(2023) Surgical smoke: A hidden killer in the operating room.Asian Journal of Surgery 46, 3447-34542.
  2. Alp E. et al. (2006) Surgical smoke and infection control.Journal of Hospital infection 62(1): 1-5.
  3. Fox- Lewis A. et al.(2020)Human papillomavirus and surgical smoke: a systematicreview.Occup Environ Med 77:809–817
  4. Qingfeng Z et al. (2019) Human papillomavirus DNA in surgical smoke during cervical loop electrosurgical excision procedures and its impact on the surgeon.Cancer Manag Res 11: 3643-3654
  5. Calero, L. et. al. (2003) Larynxpapillomatose - erstmalige Anerkennung als Berufskrankheit bei einer OP-Schwester.Laryngorhinootologie 82(11): 790-793 7.
  6. Eickmann U et al. Chirurgische Rauchgase – Gefährdungen und Schutzmaßnahmen“ BGW Magazin, 23.03.2011https://www.bgw-online.de/resource/blob/22352/94e1082861634cd92d2d4d28a8cfbc42/chirurgische-rauchgase-data.pdf (abgerufen am 29.11.2023)
  7. Strauss S et al. 2002: Contamination of environmental surfaces by genital human papillomaviruses.Sex Transm Infect 78: 135-138

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