Glossar

Tuberkulozidie

Was ist Tuberkulose?

Bei der Tuberkulose muss zunächst zwischen einer latenten tuberkulösen Infektion (LTBI) und einer aktiven Tuberkulose unterschieden werden. Personen mit LTBI sind symptomfrei und nicht ansteckend, können aber unter bestimmten Bedingungen eine aktive Tuberkulose entwickeln. Die aktive Tuberkulose betrifft in etwa 80 % der Fälle die Lunge, sie kann aber auch andere Organe wie z. B. Leber, Milz oder Nieren befallen.

Nur Personen mit einer aktiven Lungentuberkulose können andere Menschen anstecken. Man spricht von einer offenen Tuberkulose, wenn der Infektionsherd mit den Atemwegen verbunden ist

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass jedes Jahr ca. 10 Millionen Menschen an Tuberkulose erkranken. Etwa 1,5 Millionen Menschen sterben jährlich daran. In 2019 wurden die meisten weltweiten Infektionen in Südostasien (44 %), Afrika (25 %), der westlichen Pazifikregion (18 %) und dem östlichen Mittelmeerraum (8,2 %) verzeichnet. Amerika (2,9 %) und Europa (2,5 %) lagen deutlich darunter. Auf Landesebene war Indien 2019 mit 26 % aller Tuberkulose-Fälle das am schwersten betroffene Land.

Während es gelungen ist, die Zahl der Todesfälle durch Tuberkulose von 2015 bis 2019 um immerhin 14 % zu senken, bereiten Antibiotika-resistente Erreger weiterhin großen Anlass zur Sorge.

Welche Erreger können Tuberkulose auslösen?

Der häufigste Auslöser für eine Tuberkulose-Infektion beim Menschen sind Mykobakterien der Art Mycobacterium tuberculosis. Zum M. tuberculosis-Komplex zählen noch weitere Arten von Mykobakterien, die jedoch insgesamt eine geringe Rolle für das Krankheitsgeschehen beim Menschen spielen. Menschen stellen darüber hinaus das einzige Reservoir für M. tuberculosis dar. Erkrankungen können nur von Infizierten mit einer offenen Lungentuberkulose weitergegeben werden. Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich über Tröpfchen und Aerosole, die eingeatmet werden.

Wer erkrankt an Tuberkulose?

Bei den meisten Infizierten (85 - 95 %) kommt es nach dem Kontakt mit dem Erreger lediglich zu einer asymptomatischen Primärinfektion, und sie erkranken zeitlebens nicht an einer behandlungsbedürftigen Tuberkulose. Bei sonst gesunden Personen kann das Immunsystem die Bakterien meist bekämpfen oder infizierte Bereiche abkapseln. Letztere haben dann eine LTBI, die sich jedoch zu einer aktiven Tuberkulose entwickeln kann (Reaktivierung). Das Risiko für eine aktive Tuberkulose (sowohl primär als auch reaktiviert) ist bei immungeschwächten Personen (insbesondere HIV-Infizierten) und Menschen mit Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes, Mangelernährung oder hohem Alkoholkonsum besonders hoch. Auch wenn die meisten Personen innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Erstinfektion eine aktive Tuberkulose entwickeln, kann es noch Jahrzehnte später zu einer Reaktivierung kommen.

Welche Symptome treten bei Tuberkulose auf?

Das Leitsymptom einer Lungentuberkulose ist Husten mit oder ohne Auswurf, der auch blutig sein kann, was jedoch seltener der Fall ist als allgemein angenommen. Außerdem können Brustschmerzen und Atemnot sowie verschiedene unspezifische Allgemeinsymptome auftreten. Somit gibt es bei der Lungentuberkulose keine eindeutige Symptomatik, was die Diagnose deutlich erschwert.

Die Symptome einer Organtuberkulose unterscheiden sich je nach Lokalisation. In seltenen Fällen – vor allem bei immungeschwächten Personen sowie Säuglingen und Kleinkindern – können sich die Erreger sogar über das Blut ausbreiten und weitere Organe sowie das Gehirn befallen. In diesem Fall liegen meist schwere Krankheitssymptome (hohes Fieber, Atemstörung etc.) vor.

Wie wird Tuberkulose behandelt?

Die aktive Tuberkulose wird immer mit einer Kombination aus verschiedenen Antibiotika über mehrere Monate behandelt. Dies dient dazu, die Selektion resistenter Bakterien zu vermeiden sowie ruhende Erreger zu erfassen. Antibiotikaresistenzen erschweren eine erfolgreiche Behandlung. Während die Rate von Resistenzen bei in Deutschland geborenen Personen gering ist, treten sie beispielsweise bei in den Neuen Unabhängigen Staaten (NUS) geborenen Menschen relativ häufig auf.

Personen mit einer LTBI können, wenn das Risiko für eine aktive Tuberkulose hoch ist, präventiv mit Antibiotika behandelt werden.

Wie kann man Tuberkulose verhindern?

Um Tuberkulose vorzubeugen, werden von der WHO insbesondere drei Ansätze verfolgt: die Entwicklung von aktiven Infektionen aus LTBI verhindern, Übertragungen durch Infektionskontrolle verhindern sowie Impfungen durchführen.

Die präventive Behandlung spielt besonders bei HIV-infizierten Personen, Haushaltskontakten von aktiv an Lungentuberkulose Erkrankten und Risikogruppen eine große Rolle.

Um die Übertragung von M. tuberculosis zu verhindern, werden neben Diagnostik und Isolierung von Infizierten unter anderem Hustenetikette, Händehygiene, Atemschutz sowie Raumbelüftung empfohlen.

Die Tuberkulose-Impfung basiert auf einem abgeschwächten Lebendimpfstoff mit Bacillus Calmette-Guérin, einem weiteren Erreger desM. tuberculosis-Komplexes. Sie ist jedoch nur eingeschränkt wirksam und wird in Ländern mit rückläufiger Inzidenz wie Deutschland nicht empfohlen.


Quellen:
Bundesministerium für Gesundheit. Mycobacterium tuberculosis – Stellungnahmen des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit. Bundesgesundheitsbl 2018; 61: 100–115. (zuletzt überprüft am 20. Januar 2021)
Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber Tuberkulose. Stand: 21. Februar 2013.
World Health Organization. WHO guidelines on tuberculosis infection prevention and control: 2019 update. (zuletzt überprüft am 20. Januar 2021)
World Health Organization. Tuberculosis. (zuletzt überprüft am 20. Januar 2021)
World Health Organization. Global Tuberculosis Report 2020. (zuletzt überprüft am 20. Januar 2021)

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