Erreger

Affenpockenvirus
(behülltes Virus)

Update: Seit dem 28.11.2022 empfiehlt die WHO die Bezeichnung Mpox für die Krankheit „Affenpocken“ zu verwenden [1]. Ein neuer Name für das Affenpockenvirus wird derzeit durch das Internationale Komitee für die Taxonomie von Viren (ICTV) erarbeitet.

Das Affenpockenvirus (Orthopoxvirus simiae, auch Monkeypox virus; Gattung Orthopoxvirus) ist ein behülltes Virus, das bereits 1958 bei Affen entdeckt wurde und sich seit 1970 in Zentral- und Westafrika auch beim Menschen verbreitet [2]. Meldungen aus nicht-endemischen Ländern waren bisher selten, könnten allerdings zukünftig begünstigt werden, weil die weltweite Bevölkerungsimmunität durch die Einstellung der Pockenimpfung abnimmt. Seit Anfang Mai häufen sich die Meldungen von Fällen aus Nicht-Endemie-Ländern in aller Welt. Auch aus Deutschland wurden mittlerweile etliche Erkrankungen gemeldet [3,4].

Die Krankheit Mpox wird durch das sogenannte Affenpockenvirus ausgelöst. Bei erkrankten Personen treten nach einer Inkubationszeit von 5-21 Tagen meist zunächst Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten auf. Die typischen Hautveränderungen, die der Krankheit ihren Namen geben, bilden sich erst nach dem Einsetzen des Fiebers und finden sich vor allem im Gesicht sowie an Handflächen und Fußsohlen. Sie können aber auch an anderen Körperstellen wie Mund, Urogenital- und Analbereich sowie an den Augen entstehen. Im Laufe der Erkrankung (meist 2-4 Wochen) verändert sich der Hautausschlag vom Fleck bis zur Pustel, verkrustet später und fällt ab. Die Krankheit mit dem aktuell in nicht-endemischen Ländern zirkulierenden Virusstamm verläuft beim Menschen in den meisten Fällen mild und selbstlimitierend, kann aber in selteneren Fällen auch Komplikationen wie bakterielle Superinfektionen nach sich ziehen [2-4].

Mpox kann sowohl durch Tiere auf den Menschen als auch von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist jedoch als seltener und erfordert normalerweise engen Körperkontakt. Das Virus nutzt dabei vor allem winzige Hautläsionen oder die Schleimhäute (Augen, Mund, Nase, Genitalien), um in den Körper zu gelangen. Besonders hohe Viruskonzentrationen finden sich in den typischen Pusteln, jedoch enthalten wahrscheinlich auch andere Körperflüssigkeiten (Sekrete und Exkrete) Viren. Eine Tröpfcheninfektion ist denkbar, tritt aber vermutlich nur bei längerem Kontakt von Angesicht zu Angesicht auf. Außerdem kann das Virus von Schwangeren auf den ungeborenen Fötus oder während der Geburt auf das Kind übertragen werden [3,4].

Eine Übertragung durch Tiere kann stattfinden, wenn die Person mit infizierten Tieren bzw. kontaminierten Tierprodukten in Kontakt gekommen ist, z. B. durch Bisse, engen Umgang, Kontakt mit Sekreten oder Exkreten, Verzehr von kontaminiertem, unzureichend gegarten Fleisch etc. Anders als der Name suggeriert, ist der natürliche Wirt des Affenpockenvirus wahrscheinlich nicht der Affe, der sich jedoch ebenfalls anstecken kann. Es wird angenommen, dass vor allem Nagetierarten und Spitzmäuse das Wildtierreservoir für das Virus bilden [3-5].

Um eine weitere Ausbreitung von Mpox zu vermeiden, ist es wichtig, die Bevölkerung über Verhaltensmaßnahmen zur Prävention aufzuklären. Dazu gehört z. B. das Vermeiden von engem Kontakt mit (mutmaßlich) Infizierten. Auch sollten sich keine Wäschestücke wie Handtücher oder Bettwäsche geteilt werden. Da die Impfung gegen die humanen Pocken einen gewissen Schutz gegen Mpox zu bieten scheint, kann bei besonderen Indikationen eine Pockenimpfung durchgeführt werden. Darüber hinaus ist es wichtig, neue Fälle schnell zu identifizieren [4,6]. Personen mit bestätigter Erkrankung sollten sich häuslich isolieren, bis sie genesen sind. Kontaktpersonen von Infizierten wird eine Quarantäne nahegelegt [6].

Um die Übertragung von Mpox in Gesundheitseinrichtungen zu vermeiden, wird eine gute Händehygiene mit einem mindestens begrenzt viruziden Hände-Desinfektionsmittel sowie ein indikationsgerechter Handschuhwechsel empfohlen. Beschäftigte, die Erkrankte direkt versorgen, sollten sich außerdem mit FFP2-Maske und persönlicher Schutzausrüstung schützen. Für die Flächendesinfektion sollten ebenfalls Desinfektionsmittel mit mindestens begrenzt viruzidem Wirkungsspektrum verwendet werden. Da die Viren lange persistieren können, müssen die Einwirkzeiten unbedingt beachtet werden [7].

Aktuelle Lage:

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO wurden bis zum 19. Juli 2022 10.604 Fälle aus 36 Ländern gemeldet. Bislang handelt es sich dabei ausschließlich um den in Westafrika zirkulierenden Stamm, der im Vergleich zum zentralafrikanischen Stamm weniger schwere Verläufe auslöst [8]. Am 23.07.2022 wurde der aktuelle Mpox-Ausbruch von der WHO zur „Gesundheitlichen Notlage mit internationaler Tragweite“ (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC) ausgerufen [9]. Während die WHO das Risiko auf globaler Ebene derzeit als moderat bezeichnet, wird das Risiko für die Europäische Region als hoch eingeschätzt [9]. Für Deutschland sieht das Robert Koch-Institut ein geringes Gesundheitsrisiko für die breite Bevölkerung und befürchtet keine neue Pandemie [10].

Handelt es sich bei Mpox um eine Zoonose?

Der aktuelle Mpox-Ausbruch stellt ein klassisches Beispiel für eine Zoonose dar, denn das Affenpockenvirus ist ursprünglich nur in Wildtieren aufgetreten. Da der Mensch jedoch mehr und mehr in den natürlichen Lebensraum von Wildtieren eingreift und diesen zerstört, werden Zoonosen zu einer zunehmenden Gefahr für den Menschen [11].

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Quellen:

Behuelltes Virus
Behüllte Viren haben auf ihrer Oberfläche Glykoproteine, die Angriffspunkte für äußere Einflüsse bieten.

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